Nun mal ehrlich!

Am 3. Januar erschienen in der Presse diverse Berichte zur Studie des PremiumCircle Deutschland, die dieser im Auftrag von Bündnis 90/ Grüne erstellte. Die Studie basiert z.T. auf einer bereits in 2012 getätigten Publikation, die im Zusammenhang mit dem IfMDA Kiel entstanden war und den Titel „Bestandsaufnahme GKV-PKV-Systemgrenze“ trug (Bild).

Die Interpretationen zur Studie waren dabei unterschiedlich. Demnach ist es unerlässlich, die Studie selbst zu lesen. Hier kann man sie bestellen. Alles ander ist „Stille Post“.

Auszüge aus der Presse:

  • Die GKV ist grundsätzlich besser,
  • lückenhafter Schutz in der PKV,
  • gesetzliche Kassen besser als Privatversicherungen,unb Selber lesen adelt - Studie GKV vs. PKV
  • private Krankenversicherung durchweg schlechter als gesetzliche Krankenkassen,
  • gesetzliche Krankenkassen den privaten überlegen.

Ich erlaube mir vorab einen Gedanken zu äußern, der schon seit vielen Jahren in meinen Publikationen zum Ausdruck kam. Interviewt bei einem Berliner Regionalsender zur Krankenversicherung erkannte ich, dass das Wissen des Reporters „m.E.“ rudimentär war. Für ihn stand die private Krankenversicherung für kürzere Wartezeiten beim Arzt, Chefarzt/Zweibettzimmer, hoher Zahnersatz und geringe Prämien. Der Bericht wurde um die Länge meiner Kritik verkürzt!

Vermutlich waren viele Reporter/Berichterstatter zu Beginn ihrer Laufbahn selbstständig, standen unter finanziellem Druck. Die PKV winkte mit geringen Beiträgen. Die bekannten wenigen Leistungsparameter ließen schlussendlich den Preis entscheiden. Wer durch die Brille solcher Erfahrungen Bericht erstattet, ist meines Erachtens nicht mehr wirklich objektiv.

Die Studie.head-2428333_1920 Selber lesen adelt - Studie GKV vs. PKV

Der politische Auftrag lag in der Formulierung von Mindestleistungskriterien. Leistungen, die eine Krankenversicherung haben sollte (muss). Nach deren Festlegung kommen beide Systeme auf den Prüfstand. Welche der Kriterien sind erfüllt, welche nicht.

Das Problem dabei ist, dass die Ungleichheit der Systeme einen Vergleich nur „in etwa“ (Zitat) zulässt. Schon aus dem Grunde sind Überschriften wie sie oben zu Beginn des Artikels zu finden sind, komplett unsinnig, irreführend und verfälschen das Bild zum Nachteil einer sachlichen und fachlichen Diskussion.

181116-kurzstudie-leistungsvergleich-krankenversicherung Selber lesen adelt - Studie GKV vs. PKV

  • Eine einheitliche Bewertung der Leistungen in der PKV ist gegenüber den Leistungsgrundlagen der GKV relativ einfach. Die Leistung sind im Vertragsrecht entweder versichert oder sie sind es nicht! Dabei zählen ausschließlich garantierte Vertragsinhalte und keine „Kann-Bestimmungen“. Eine erschwerende Einschränkung im Vergleich besteht in der unterschiedlichen Interpretation der Anbieter, was denn medizinisch notwendig ist und was nicht (dazu kurzfristig in einem anderen Artikel mehr). Sich damit in der Studie zu beschäftigen, würde deren Rahmen sprengen. Mit ihren gut 200 Seiten ist und bleibt es eine Kurzstudie.
  • Die gesetzliche Krankenversicherung ist in ihrem Leistungsgefüge sehr komplex und volatil. Sie ist ständigen Änderungen, beispielsweise durch politische Beschlüsse, Kassensatzungen, den Entscheidungen des G-BA aber leider auch dem Kassenstand der Anbieter unterworfen. Niemand weiß heute, was Morgen noch versichert sein wird. Die Planung zur Rückversicherung der Kosten im Alter ist damit unmöglich. Erst vor kurzem las ich in der Presse, dass man politisch gegen die pauschalen Ablehnungen von beantragten Leistungen älterer Versicherter in der GKV vorgehen möchte. Ist es wirklich ein soziales und solidarisches System? Gesichert ist nur der Beitrag, wie auch die Zuzahlungen. Beide steigen ständig.

Die Studie verweist klar und deutlich darauf, dass bei der qualitativen Bewertung der Leistungskriterien abgewogen werden musste.

  • Vor dem Hintergrund der benannten Erschwernisse, gründet sich die Studie auf die vertraglich garantierten Leistungen der jeweils leistungsstärksten Tarife der 32 Anbieter in der PKV.
  • Die zum Vergleich stehenden Leistungsgrundlagen der GKV sind die Bestimmungen des SGB I, SGBV; SGBX, SGBXI die Richtlinien des GBA, das Krankenhausentgeltgesetz und das BundesMeldeGesetz.

Da die Benchmark zur Beurteilung auf den zuvor definierten Mindestleistungskriterien des PremiumCircle Deutschlands beruht, würden die z.T. erheblichen Mehrleistungen der PKV unberücksichtigt bleiben. Diese werden in der Studie gesondert und ergänzend abgebildet.

Zum PremiumCircle Deutschland.

In der Studie beschreibt der PCD sein Vorhaben am Markt. Sein erklärtes Ziel ist es, die unterschiedlichen Tätigkeiten der sich am Markt befinden Teilnehmer (vom Anbieter bis zum Verbraucher) einheitlich im Sinne des Verbrauchers (zu dessen Nutzen) auszurichten. Transparenz in allen Bereichen spielt hier eine übergeordnete Rolle. Bereits im Frühjahr 2018 veröffentlichte der PremiumCircle in diesem Sinne die Ergebnisse seiner Studie zur Transparenz in der Leistungsregulierung der Berufsunfähigkeitsversicherer. Viele Anbieter verweigerten die Teilnahme! Die Bandbreite zwischen Anbietern mit einer geringen Klagefreudigkeit gegenüber denen, die sehr oft gerichtlich gegen den Leistungsantrag des Kunden vorgehen, ist sehr groß. Ratingunternehmen und der GDV, die Durchschnittsbildung betreiben, werfen in meinen Augen Nebelbomben, wenn es um den Nutzen für den Verbraucher geht. Der Verbraucher wird noch immer als Feind betrachtet.

Politische Willensbekundungen, wie auch zur Ausstrahlung des themengleichen Berichtes bei frontal 21 geäußert wurden, bleiben ohne nachvollziehbare Handlung, denn seitdem hörte ich nichts mehr von den Bemühungen.

Die Bewertungskriterien des PremiumCircle werden wie gewohnt sehr ausführlich und detailliert dokumentiert. Damit unterscheidet er sich m.E. grundsätzlich von allen anderen Marktteilnehmern, die Vergleiche, Untersuchungen, Bewertungen und Ratings anbieten.

Die Tarifmerkmale, unterteilt in:

  • Einzelkriterien,
  • Mehrfachkriterien und,
  • Mindestleistungskriterien.
  • ergänzende PKV Leistungen

Der jeweilige Erfüllungsgrad einzelner Bestimmungen wird gegenüber den Mindestleistungskriterien grafisch dokumentiert und bewertet. Die Bandbreite der Erfüllung reicht dabei von 32 % bis 99 %. Das damit definierte enorme Delta begründet die zukünftige Unterscheidung zwischen „der PKV“ hin zu „den PKV `en“.

art-1301872_1280 Selber lesen adelt - Studie GKV vs. PKV Besondere Beachtung findet der Sachverhalt, dass die meisten Versicherten des PKV-Systems in Einsteigertarifen gefangen sind. Welche Einschränkungen und Begrenzungen sie in den Vertragstexten haben, ist trotz der sich wiederholenden Aussagen der Anbieter, die Kunden hätten bewußt Einschränkungen gewählt, nicht einmal annähernd bekannt. Täglich bestätigt sich diese Behauptung als falsch, denn nicht einmal die meiste der Berater wissen, was sie verkaufen.

In diesen Sachverhalt meine ich ein staatliches Versagen zu erkennen. Denken sie doch mal an die Ich-AG. Finanzieller Druck der Ich-AG `ler, zusammen mit Vergleichsrechnern und Ratings, die Tarifdetails verschwinden lassen, auch in den Verbraucherzentralen Anwendung finden, fachlich oftmals inkompetente Berater, die sich auf Aussagen Dritter verlassen, sind eine Folge der Politik.

Allein die gesetzliche Forderung im § 61, Abs. 1 des VVG, dass der Vermittler den Kunden zu befragen hat, was er möchte, zeugt von Unverständnis. Woher soll der Verbraucher wissen, was der Markt in allen Einzelheiten bietet, welche finanziellen Szenarien sich hinter einzelnen Bestimmungen verstecken und was ein Regulativ ist?  Ich denke, dass vor der Befragung eine umfassende, ausführliche und inhaltliche Beratung stehen MUSS. Diese ist gesetzlich nicht gefordert! Solange es sehr vielen unserer Politikern möglich war, direkt vom Studium in den Bundestag zu wechseln, wird dieser Notstand mangels Erfahrung und Wissen nur schwer behoben werden können.

Mein persönliches Fazit:

Von einer echten Vergleichbarkeit der Systeme zu sprechen, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage, denn nur eines der Systeme hat klare und garantierte Bestimmungen, wenn dieser auch sehr unterschiedlich sind und z.T. auch noch Auslegungen unterworfen sind.

Das gesetzliche System ist für mein Empfinden eher ein System nach dem Prinzip Hoffnung. Ständig steigende Beiträge stehen einem nicht greifbaren und abstrakten Leistungsniveau gegenüber. Die Leistungsgrundlagen sind volatil, hängen von Beschlüssen und Entscheidungen ab. Die verpflichtende Solidarität der gesunden Lebensweise, fixiert im SGV V, Abs. 1, steht der Tatsache gegenüber, dass 80 % der chronischen Erkrankungen die Folge der Lebensführung sind.

Die viel gelobte Solidarität endet oftmals vor dem Bedarf des Einzelnen, wie Sie hier lesen können.  Nichts hat sich seit dem Verändert. Es geht nicht um den individuellen Bedraf, es geht um Wirtschaftlichkeit. Die in meinen Augen absurde und unüberlegte Parole, die Bürgerversicherung sei die Lösung der Probleme, steht der Tatsache gegenüber, das Monopole noch niemals Qualität förderten. Liebe Politiker, der Kopf hat eine runde Form, damit die Gedanken die Richtung wechseln können. Wann gehts los, hin zur Realität?

Beide Systeme habe ihr Gutes aber auch verbesserungswürdiges.  Der hochgelobte Wettbewerbsgedanke der GKV`en untereinander steht dem Paradoxon gegenüber, dass Wettbewerb zwischen den Systemen einfach ignoriert wird und man diese (ideologisch) nicht für zuielführend hält. Allerdings gab es mal eine entsprechend sachliche und reaistische Meinung dazu:

Zitat der Vorstandsvorsitzenden des Spitzenverbandes Bund, Dr. Doris Pfeiffer: „Ohne die Konkurrenz von Privatversicherungen wäre die Gefahr, dass der Leistungskatalog auf eine minimale Grundversorgung reduziert wird, größer. In einem Einheitssystem ließen sich die Leistungen leichter reduzieren.“

Auch an diesem Sachverhalt hat sich nichts geändert.

Ein vorsichtiger Blick in die Zukunft zeigt, dass die Mindestkriterien eine besondere Bedeutung in der hoffentlich baldigen Neuausrichtung des Gesundheitssystems haben werden. Das in meinen Augen größte Problem in Gesundheitssystem ist die Politik selbst. Fehlendes Verständnis und ideologische Betrachtungen, eine gewissen Selbtsherrlichkeit und Beratungsresistenz  sind eine schlechte Basis, Änderung zu bewirken. Die einfachste Lösung wäre, dass zukünftig Fachleute und Kompetenzen an die Spitze der Entscheidungen stehen.

Das wichtigste Gut des Menschen zu schützen, sollte sich nicht darin erschöpfen, unsinnige Parolen und Forderungen zu äußern und auf Leserzahlen zu achten. Es gilt die Ursachen der steigenden Kosten zu erforschen und zu kennen. Medizinisch notwendige (!) Behandlungen müssen garantiert sein. Sie müssen planbar sein, auch für die kommenden Jahre. Selbstverantwortung des Versicherten muss gefördert werden. Aus diesem Grunde sehe ich ein Schulfach mit dem Inhalt Bewegung, Ernährung und Entstehung von Krankheiten als unerlässlich für die Zukunft an.

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Um dem Phänomen der stillen Post auszuweichen, wie es sich leider überall findet, sollte sie Studie sofort bestellen und selbst lesen. Hier geht es zum Bestellformular.

Frank Dietrich Fachmakler

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