Ein Kommentar zum Bericht

„Willkommen in der Solidarität“. Mit diesem Originalzitat von Frau Ulla Schmidt begann der Bericht bei frontal 21 mit dem Titel „Arme Privatpatienten-Versicherungen lassen Kunden im Stich“. Noch zu ihrer Amtszeit versprach uns die Dame, dass wir zukünftig deutlich unter 14 % Beitragssatz liegen werden.

Wer etwas verspricht, sollte auch dafür sorgen, dass es eingehalten wird. Das Beispiel der Hanse Merkur wird sich mit Sicherheit bei den PKV-Anbietern vervielfältigen lassen. Allerdings ist es nicht zu verallgemeinern und eine Eigenschaft der Branche insgesamt. Es gibt auch Anbieter, die erinnern mehrfach und machen ihren „Job“.

Den von Herrn Müller geäußerten notwendigen Beratungsansatz sehe ich als richtig an, nur wo steht es geschrieben? Die private Krankenversicherung erfordert ein hohes Maß an Selbstverantwortung, welches man bei der Entscheidung zu wechseln, zukünftig bereit ist, zu übernehmen.

Wer einen Antrag einreicht und keine Nachricht bekommt, sollte nicht hoffen, sondern nachfragen, gerade wenn es umso wichtige Dinge geht, wie die Kostenübernahme im Krankheitsfall. Viele, die in die PKV wechselten, leben dieselbe Sorglosigkeit, die Sie aus der GKV gewohnt sind. Obwohl das System weit mehr an Transparenz, insbesondere im Sinne der abgerechneten Diagnosen bietet, liest diese niemand. Desinteresse oder fehlendes Bewusstsein der Verantwortung sich selbst gegenüber?

In der GKV gibt es zwischenzeitlich 4,5 Mrd. € Beitragsrückstand für Selbstständige. Der Beitrag steigt durchschnittlich um 5,9% p.A. + Zusatzbeitrag. Beim Kauf von Medikamenten kommt eine maximale Belastung bis zu 2 % des jährlichen Einkommens (Freibeträge / Abzüge beachten) hinzu. Weitere Einschränkungen sind uns allen bekannt. Eine Art Notlagentarif gibt es nicht – es gibt ja den Steuerzahler, z.T. privat versichert.

Sehr viele der privat Versicherten gehören nicht in das PKV-System. Die politischen Vorgaben, beispielsweise beim Ich-AG-ler und die Umsatzgier vieler Vermittler boten die Grundlage für die Wechsler, die sparen wollten. Gäbe es eine kompetente und ausführliche Protokollierung der Leistungsinhalte, wären viele sicherlich nie gewechselt.

Die private Krankenversicherung ist nicht zum Sparen gedacht / geeignet. Ihr Vorteil liegt darin, sofern richtig gewählt, Kosten über ein Leben lang planen zu können, den Versicherungsschutz zu individualisieren – bei steigenden Beiträgen, mal über, mal unter den durchschnittlichen Steigerung des gesetzlichen Bruders und ohne Zusatzbeitrag, den der Versicherte in der GKV alleine zu zahlen hat.

Dass Kassen alte und kranke Kunden nicht unbedingt möchten, gilt für beide Systeme. Erinnern wir uns an die City-BKK, die auf Wunsch der Kontrolleure ihre Finanzlage schönte (Quelle: Spiegel 26/2011), „plötzlich“ pleiteging. Die dadurch unversicherten Mitglieder standen anfangs vor verschlossenen Türen anderer Kassen. Auch wurde vor Jahren auf politischem Weg die „Tür“ für Rückkehrer pauschal ab dem 55.-Lebensjahr geschlossen.

Dass der Basistarif nicht einmal annähernd die Leistungen hat, die er haben sollte (gesetzlich vorgeschrieben), wird beim ersten Mal lesen sofort klar. Auch hier schlief der Gesetzgeber, wie so oft.

Betrachten wir die Probleme im Gesundheitssystem, und ich meine beide Teile des dualen Systems, so fällt es mir persönlich schwer, um nicht zu sagen, es erscheint als unmöglich, rückwirkend auf die letzten Jahrzehnte, nachhaltige Verbesserung zu erkennen, die die Politik bewirkt hat. Schöne und wohlklingende Worte, neue gesetzliche Bestimmungen aber niemand, der die Verantwortung übernahm, trug sie schlussendlich und kontrollierte das Notwendige.

Betrachten wir auch mal die gelebte Solidarität in der gesetzlichen Kasse:

Der Paragraph 1 des SGV V verpflichtet innerhalb der Solidarität zu einer gesundheitsbewussten Lebensweise und aktiven Unterstützung im Heilungsprozess. Dem entgegen steht die Tatsache, ca. 90 % der chronischen Krankheitsbilder die Folge der Lebensweise sind und noch immer gab / gibt es Raucherzimmer in Krankenhäusern! Brauchen Sie mehr Beispiele?

Beratung im Amt?

Mit den in meinen Augen notwendigen Beratungsleistungen, die dann auch für den Staat Gültigkeit haben sollten, liebes frontal 21 – Team, verhält es sich wie in eurem Bericht. Der Versicherte wurde über seine Vormundschaft finanziell unter Druck gesetzt und der einzige Hinweis, den man gab, war der Wechsel in den Basistarif. Das Problem? Die für ihn notwendigen Behandlungen, um am täglichen Leben weiter teilnehmen zu können, wären dort nicht mehr gewährleistet gewesen. Die Folge wäre ein lebenslanger Pflegefall. Uns war es möglich den Tarifwechsel innerhalb der Gesellschaft zu realisieren. Der Beitrag sank, entlastete damit die Behörde und sicherte die notwendigen Behandlungen. Der Mensch blieb Mensch.

Gelebte Solidarität ist das Engagement für den Einzelnen.

Worum aber geht es mir in diesem Bericht?

Ich möchte davor warnen, das eine oder andere System, grundlegend auf dem Fehlverhalten der dort handelnden Personen zu bewerten/zu verurteilen. Hier sind Menschen beschäftigt und sie verhalten sich wie Menschen. Der wirtschaftliche Druck, der Zwang, Ergebnisse zu bringen/bringen zu müssen, setzt Solidarität und Miteinander regelmäßig außer Kraft. Gerade heute findet sich ein Bericht, dass die Kassenärztliche Vereinigung verstaatlicht werden sollte. Warum? Undurchsichtige Immobilienspekulationen als auch überdimensionale Ruhegehälter gehören zu den auslösenden Momenten dieses Gedankens.

Wer in der Materie Krankenversicherung zu Hause ist, kommt aus dem Kopfschütteln nicht heraus, findet täglich neue Verstöße gegen geltende Gesetze und, so muss ich es formulieren, wegsehende Behörden. Wichtige Vorgänge werden ausgesessen, Kunden werden unter Druck gesetzt und Gesetze entgegen ihrem Sinne interpretiert und realisiert.

Ein immerwährendes Thema ist der Tarifwechselleitfaden des PKV-Verbandes, suggeriert er doch, dass der Versicherer dem Kunden helfen wird/soll. Bisher hat nach meiner Erfahrung nicht ein einziger Versicherer dem entsprochen, was dort niedergeschrieben ist und bereits seit Jahren im § 204 VVG. nachlesbar ist.

Vor einigen Jahren brachte ich eine privat versicherte Dame in die Sendung. Ihr PKV – Beitrag war über Nacht unbezahlbar hoch geworden. Warum? Sie verlor ihre Beihilfefähigkeit, weil der Mann gestorben war. Hier sehe ich kein Verschulden der Versicherungswirtschaft, sondern der Gesetze, die die Handlungsgrundlage des Versicherers vorschrieben. Die Kritik aber, die im Bericht ausgestrahlt wurde, richtete sich gegen den Versicherer.

Es scheint das Motto vorzuherrschen:“ wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht“! Es geht um Leserzahlen, es geht um reißerische Überschriften, es geht darum, regelmäßig eine neue Sau durchs Dorf zu treiben – es geht nicht darum, Probleme zu lösen, so scheint es mir.

Die Dualität unseres Gesundheitssystems fördert den Wettbewerb. Monopolismus im Gesundheitssystem hat noch nie die Qualität gefordert – siehe die benachbarten Staaten, die bereits diesen Weg gingen. Trotz der Tatsache, dass sich die Versorgung dort weiter verschlechtert hat, die Beiträge weiter gestiegen sind und nur Versicherte entsprechend seiner Vorstellung behandelt wird, der selbst zahlt, wird das Ziel noch immer diskutiert. Ich denke, das ist Beleg genug, sich mit dem Thema nicht wirklich beschäftigt zu haben.

Zukünftig sollte man Lösungen suchen und nicht destruktive Polarisierung schaffen. Beide Systeme haben ihre Vor-und Nachteile. Zur Realität sollte als drittes Element das (gelebte) Bewusstsein um die Lebensführung in Bezug auf Ernährung, Bewegung und die Entstehung von Krankheiten kommen.

Wer bewusst ungesund lebt, sich konträr zur Solidarität, die so hoch gelobt wird, verhält, sollte dafür finanzielle Nachteile erfahren, schädigt er doch nicht nur das System, sondern die gesamte Gesellschaft. Gleiches gilt für die, die das ermöglichen oder sogar fördern.

Lassen Sie uns über Lösungen reden und nicht über Probleme.

Frank Dietrich Fachmakler

 

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