Man spricht von Digitalisierung

Das Zauberwort, denn langsam scheint es ein solches zu sein, liegt in aller Munde, wenn es sich um die Versicherungswirtschaft handelt. Ich erlaube mir eine offene Betrachtung und Fragestellung.

Was wird denn digitalisiert? Meiner Erfahrung nach geht es um Vertriebswege, nicht aber um interne Betriebsabläufe. Wer sich im Vertrieb auf Vermittler/Makler orientiert, sollte grundsätzlich auch hier neue Prämissen setzen. Warum ich hier Kritik übe?

Ganz einfach:

• ein Versicherer lässt eine Übertragungswegbescheinigung zum Vertragsstorno werden und trägt diesen, trotz Zusicherung, dass es keiner ist, noch über Monate weiter. Gleichzeitig hingegen bietet er dem Kunden an, per App Rechnungen einzureichen. Unglaublich!
• Ein anderer Versicherer hält es nicht wirklich für nötig, mitzuteilen, dass Geschäftsstellen geschlossen werden und auch andere Anforderungen zum Einreichen eines Antrages notwendig wurden. Wer trägt die Haftung für das „verschleppte“ Einreichen?
• Ein sehr großer Versicherer, der sich im Tarifwechseleit(d)aden eingetragen hat, benötigt weit mehr als 14 Tage für seine Angebote. Angebote deren unterschiedliches Leistungsniveau sich mehr auf Tarifbestimmung, denn auf die Relativierung der MBKK I/II im Unterschied vom ausgehenden Tarif zum Zieltarif stützt, wirbt derzeit verstärkt am Markt mit Service.
• „Sammelapps“ für Versicherungspolicen, die ein Kunde hat, werden angeboten. Sicherlich macht es Sinn, einen Überblick über den Versicherungsschutz zu haben, sicherlich auch den ein oder anderen mit sich zu führen. Vermutlich aber soll aus diesem Wege ein neuer Vertriebsweg geöffnet werden, könnte ich mir gut vorstellen. Datenschutz, gerade, wenn as Handy mal abhanden kommt?

Ich erlaube mir eine Empfehlung:

• bevor der Vertriebsweg digitalisiert werden soll, wäre es sehr begrüßenswert, wurde man die „Feuersteine zum Anzünden einer Zigarette“ intern einmal überarbeiten und zum „Feuerzeug“ übergehen. Kosten würden eingespart werden und die Vermittler würden nicht mit unnötiger Bürokratie und Arbeitsabläufen belastet werden. Kosteneinsparung heißt auch, weniger Beitragsanpassungen und zufriedenere Kunden.
• Wer ist eigentlich „der Kunde“? Dem Grunde nach ist es der, der den Antrag stellt. Dennoch ist der Vermittler, der den Kunden zur Antragstellung, bezugnehmend auf eine inhaltliche und leistungsbezogene Beratung, vermittelt, auch ein „Kunde“ und nicht weniger wichtig. Es wäre schön, auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren – unter Kunden und Anbieter.
Immer öfter erlebe ich es in der täglichen Praxis, dass genau die Versicherer, die mit am lautesten den Ruf der Digitalisierung am Markt für ihr eigenes Unternehmen verbreiten, sich noch immer im Zeitalter der „Arche Noah“ befinden (ich bitte um Entschuldigung, dass dieses Wording leicht überzogen ist aber langsam reicht es mir). Auch dem Wunsch einer ratierlichen Auszahlung von Courtage kann kaum jemand wirklich (technisch) folgen.

Lieber Anbieter, Werbungen, die Dinge suggeriert, die verändert werden sollen und dann nicht gänzlich umgesetzt werden, sind eine Negativwerbung. Die Zeche zahlen schlussendlich die Kunden und in Folge die Anbieter selbst.

Die Onlinerechner sind nur ein vergleichendes Instrument eher „oberflächliger“ Daten und werden das Geschäft übernehmen können, wenn hier nicht nachgearbeitet wird. Der Kunde  kauft ein Gesamtpaket von Bestimmung und nicht nur einzelne Bestandteile. Der Preis eine Momentaufnahme und kann daher nicht drehen-und Angelpunkt einer Entscheidung sein, die eine finanzielle Existenz absichern soll. Ein Interesse aan einer solchen Entwicklung kann niemand haben.
Lassen Sie aus Versprechungen Realität werden – zu unser aller Nutzen.

Frank Dietrich Fachmakler

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