Die Dualität im Gesundheitssystem
Anstatt sich zu ergänzen, bekämpft man sich. In gleichmäßigen Abständen wird über die Beitragsanpassungen in der Privaten Krankenversicherung berichtet. Die Berichterstattung stellt das System regelmäßig infrage. Politiker mit anscheinendem Wirklichkeitsverlust fordern die Bürgerversicherung nach englischem Vorbild. Wer die Zustände dort kennt, wird dieses System grundsätzlich ablehnen. Die Erhöhungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung sind nirgends nachzulesen – das möchten die Entscheider auch nicht. Möchte es wirklich niemand wissen? Vermutlich ist es vielen Menschen nicht bewusst, welche Erhöhungen sich in Form steigender Beiträge, Zusatzbeiträge und sich mindernden Leistungen dort verbergen. Was die Selbstbeteiligung in der PKV ist die Zuzahlung in der GKV. Nahezu jedes Jahr steigt die Beitragsbemessungsgrenze um 5,9 %, der Zusatzbeitrag wird angepasst und soll sich sogar verdoppeln. Die außergewöhnliche Anpassung in Höhe von 11 % wird demnach „ganz locker“ die Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze in zwei Jahren erreicht. Immer wieder!
Zitat: Dr. Doris Pfeiffer
Um diese sogenannten freiwillig Versicherten bemühen sich beide Systeme. Dadurch sind die Anbieter permanent dazu veranlasst, die Qualität ihres Angebots zu verbessern, um die potenziellen Kunden vom Vorzug des jeweiligen Systems zu überzeugen. Fiele die Konkurrenz durch das jeweils andere System fort, würde dieser Anreiz zu Leistungsverbesserungen sofort wegfallen. Das bestätigte auch die Chefin des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Doris Pfeiffer: „Ohne die Konkurrenz von Privatversicherungen wäre die Gefahr, dass der Leistungskatalog auf eine minimale Grundversorgung reduziert wird, größer. In einem Einheitssystem ließen sich die Leistungen leichter reduzieren.“
Nachteile der privaten Krankenversicherung:
In den über 30 Unternehmen der Privaten Krankenversicherung finden sich unterschiedlichste Leistungen. Die meisten Tarife erfüllen nicht die Erwartung eines Privatversicherten im Leistungsfall, sondern haben Begrenzungen oder nicht vorhandene Leistung an Stellen, an denen die GKV leisten würde. Das System hat immer wieder Beitragssteigerungen zu verzeichnen, weil das Ventil, Leistungen zu verringern, nicht existiert. Fast alle Tarife sind starr, können sich also nicht den wandelnden Bedürfnissender Versicherten anpassen.
Nachteile der gesetzlichen Krankenversicherung
Die Solidarität und die damit einhergehende Verpflichtung, im § 1 des SGB V zu lesen, ist eine Farce. Wenn dieses eingehalten werden würde, dürfte niemand rauchen oder auch mehr als nur ein Glas Alkohol am Tag trinken. Er müsste auf Fast Food verzichten und regelmäßig Sport treiben. Stattdessen ist belegt, dass 90 % der chronischen Erkrankung die Folgen des Lebensstils sind! Die Leistungen sind nicht garantiert, der Versicherungsschutz volatil. Therapien werden nur gezahlt, wenn sie vom GBA empfohlen werden und auch nur in der vorgegebenen Höhe. Sonderausnahmen sind möglich, bedürfen aber einem langen Entscheidungsweg.
Warum ist das alles so schwer?
Immer wieder merke ich in Foren, dass Diskussionspartner ihre Meinung auf emotionalen (eigenen) Erlebnissen begründen. Sie bewerten nicht das System, sondern die Art, wie dieses gelebt wird. In beiden Systemen gibt es immer wieder Dinge, die nicht akzeptabel sind. Schon deshalb sollte man die Emotionen hinter die faktische Analyse der Probleme stellen. Die Diskussion kann nur ergebnisoffen sein und muss das Ziel im Sinne einer planbaren, berechenbaren und nachhaltig finanzierbaren Leistung für den Einzelnen zur Folge haben. Alles andere ist Selbstdarstellung. Dabei sollten wir auch die Folgen der Monopolisierung im Gesundheitssystem, die in Nachbarstaaten bereits eingeführt wurde, belehrend berücksichtigen. Der gute Wille war da, die Folgen unüberlegt.
Betrachten wir doch mal ein anderes Beispiel staatlicher Kontrolle: die Rente. Sie sei sicher, wurde vor vielen Jahren behauptet. Heute stehen wir vor dem Problem der Altersarmut. jahrelang wurde nicht wirklich gegengesteuert.
Fazit: wo Menschen sind wird „gemenschelt.“
Das Grundsatzproblem
Das Grundsatzproblem ist und bleibt die Entstehung der Kosten. Wo aber entstehen sie? Die Kosten sind die Folgen von Erkrankungen, die therapiert werden (müssen). Die Entstehung der Erkrankung zu verhindern, ist damit das primäre Ziel, eine Reform zu ermöglichen. Hier sind wir beim § 1 des SGB V – angekommen. Der Ansatz stimmt. Kinder sollten zudem bereits in der Schule über die Zusammenhänge von Ernährung, Bewegung und die Entstehung von Krankheiten zu unterrichten und entsprechende Anreize zu finden, die Ideale vom Komasaufen wieder zurück zu entwickeln und das Sportabzeichen präferieren. Das alles ist kein Problem der Systeme, sondern ein gesellschaftliches. Es ist die Wahrnehmung um die Risiken und die Minderung der Lebensqualität zum Nachteil aller. Das zukünftige System muss frei von der Steuerung durch Gewinninteressen und Lobbyismus sein. Der Patient sollte wirklich im Mittelpunkt des Interesses stehen und nicht wie heute, allen im Wege, wenn es um das Geld verdienen geht.
Dieser Bericht ist alles andere als vollständig. Vollständigkeit würde die Homepage sprengen. Er soll lediglich dazu anregen, die Ursachen der steigenden Kosten zulasten beider Systeme im Bewusstsein der Gesellschaft zu suchen. Die Politik hat das seit Jahren versäumt.
Frank Dietrich Fachmakler